11.09.2017


Côte d'Azur 2017


11.09.2017 Port Grimaud - La Plage


Der Tag beginnt etwas traurig, denn am Morgen weht die rauhe Brise das komplette Nest samt dem verbliebenen Küken vom Baum. Nun liegt auch dieses leblos am Boden. Die beiden Elternvögel kommen noch ein paarmal mit Piniennadeln und Ästchen im Schnabel um das Nest zu verstärken, lassen sie dann nach einer Weile des Suchens und Wartens ganz enttäuscht fallen. Einige Zeit später sitzen die beiden eng aneinander geschmiegt auf einem Zweig und es scheint gerade so, als ob sie gemeinsam trauern und sich gegenseitig trösten wollten. Bis zum frühen Nachmittag sitzen sie so einträchtig beieinander.



Weder Norbert noch ich sind passionierte Sonnenanbeter, wenn die Temperaturen zu hoch klettern - trotz dass wir südliche Aufenthaltsorte vorziehen. Da der Wind die heute herrschenden 28 °C nicht so heiß empfinden lässt, scheint es uns daher der perfekte Tag für einen Strandbesuch zu sein. Nicht allzu lange - das versteht sich bei unserer "vornehmen Blässe" von selbst.
Doch dass wir es nicht mal ein Stündchen aushalten, hätten wir uns nicht träumen lassen. Die von uns als Vorteil gesehene wehende Brise bläst uns den Sand in rauen Mengen - im wahrsten Sinne - um die Ohren. Wir werden quasi "sandgestrahlt". Reinlichkeit in allen Ehren, aber das geht uns doch zu weit.
Also packen wir nach kurzer Zeit eilig unsere Handtücher, die sowie nicht wirklich hier bleiben wollten und sich nur mittels unseres Körpergewichts vom Gegenteil überzeugen ließen, zusammen und fliehen für einige Zeit wieder in unser Appartement. Den Aufwand für den Sonnenschutz mittels Creme hätte ich mir sparen können.
Da wir bewusst weder Fotoapparat noch Handy mitgenommen haben, machen wir uns später mit beidem gewappnet noch einmal auf den Weg, den kleinen Grimaud-Strand für unsere Reiseerinnerungen festzuhalten.



Immer noch ist es ziemlich windig und so gelingt es ein ganz kleines bisschen, den aufgepeitschten Sand optisch festzuhalten. Bei genauem Hinsehen ist zu erkennen, dass der im rechten Teil des Bildes befindliche Übergang von Wasser und Sand scharf umrissen ist, dahingegen weiter links stark verschwommen ist. Das ist keine Unschärfe im Bild, sondern der aufgewirbelte Sand.



Als ob sich jemand besonders viel Mühe damit gegeben hätte, stecken am Rand zwischen nassem und trockenem Strandbereich zahllose Piniennadeln aufrecht im Sand.



Sie erinnern mich an die unzähligen Metallnägel, die in Städten zur Abwehr der Tauben an Mauervorsprüngen und Dächern angebracht werden. Sind wir hier die Tauben? Will uns das Meer damit etwas sagen?

Auch wenn der Wind einfach nicht müde wird,
   


lassen wir es uns nicht nehmen, dem Herzen von Port Grimaud noch einmal einen Besuch abzustatten. Wir wollen heraus finden, ob es nicht - unserem ersten Eindruck entgegen - doch wenigstens ein Geschäft dort gibt, in dem Lebensmittel (außer Süßigkeiten und den üblichen Mitbringsel-Ölen, Honigen etc.) angeboten werden. Wir schlendern gemütlich zum großzügig angelegten Platz im Mittelpunkt, dem Place du Marche. Wir setzen uns auf eine Steinbank, damit Norbert sein Eis in Ruhe genießen kann



und beobachten das Treiben. Endlich können wir ein Boulé-Spiel beobachten, was wir in der Ortschaft Grimaud selbst - trotz der durchaus vorhandenen Plätze - vermisst haben.
Der Baum vor uns hat eine Manschette aus Metall mit einem kleinen "Geländer" und Haken darunter.



Wir grübeln nur kurz, wozu diese nützlich ist, denn die Boulé-Spieler machen uns das schnell klar.



Am letzten Zipfel, bevor es nur noch den Kanal gibt, steht die Kirche der Feriensiedlung.



Der bereits erwähnte Architekt François Spoerry hat diese nicht nur selbst entworfen sondern auch finanziert. Sie ist im postmodernen Stil erbaut und soll der Kirche Notre-Dame-de-la-Mer von Saintes-Maries-de-la-Mer ähneln, die zur Zeit der Piraten den Angriffen der Selbigen trutzen sollte. Diese Aufgabe braucht die Kirche von Port Grimaud mit Namen Hl. Franz von Assisi an diesem Ort hier sicherlich nicht zu übernehmen. Aber im Zusammenhang mit dem festungsähnlichen Eingangsbereich (s. "08.09.2017 Port Grimaud") macht das durchaus architektonisch und stilmäßig Sinn. Wir können nun das Grab Spoerrys auch persönlich in Augenschein nehmen.



Bemerkenswert ist auch das Fenster - oder besser: die Fenster - des Künstlers Victor Vasarely, das die Sonne vom Aufgang bis zum Untergang stilisieren soll.



Für 1 Euro pro Person dürfen wir sogar den Turm erklimmen und in alle Himmelsrichtungen einen Blick aus der Vogelperspektive auf den bewohnten Yachthafen werfen.

   

   


Gestern blickten wir von Grimaud nach Port Grimaud herüber, heute können wir dies aus umgekehrter Perspektive tun. Auf dem Gipfel ziemlich in der Mitte des Bildes ist sogar die Burg auszumachen.




Gegenüber von der Kirche entdecken wir schließlich auch einen Mini-Markt mit dennoch allem, was so für das tägliche Leben gebraucht wird und erstehen ein kleines Baguette, das sogar noch warm ist.

Vom Rückweg noch einige Impressionen:
Die Straße Rue de l'Amarrage, die zum Hauptportal führt,

   


ein Fenstergitter, das seinen Beruf gewechselt hat und nun "Rankgitter" ist,



und eine Baumart, der wir hier schon mehrfach begegnet sind, und die sich selbst "schält". Vielleicht hat sie sich ja auch nur ihrer Kleidung entledigt, weil es ihr zu heiß ist.